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DANIEL MÜLLER mentoring

Mentale Stärke für Profis in Sport & Business


Der Anfang und das Ende meiner Sportkarriere

Schon als junger Spieler lastete ein enormer 
Leistungsdruck auf meinen Schultern

Ich wurde in eine Arbeiterfamilie hineingeboren. Meine Mutter war Hausfrau und mein 

Vater Zahntechniker, dessen Lohn die einzige Einnahmequelle war.  

Meine beiden Geschwister und ich führten ein normales Leben. 

 

Im Alter von 4 Jahren wurde mein großes fußballerisches Talent festgestellt. Fußball war

das Größte für mich, also habe ich ihm meine ganze Freizeit gewidmet. Mein Bruder 

und ich spielten von morgens bis abends Fußball in unserer Wohnung (zum Leidwesen 

meiner Mutter) oder vor unserem Haus (zum Leidwesen unserer Nachbarn). 

 

Schon in jungen Jahren gab es für mich nur ein Ziel: Fußballprofi zu werden! Dieses Ziel verfolgte ich sehr ehrgeizig und fokussiert. Ab meinem 10. Lebensjahr spielte ich für “meinen” Verein den 1. FC Nürnberg.


Die folgenden Jahre entwickelte ich mich zum “Aushängeschild” des Vereins, wurde in zahlreichen nationalen und internationalen Turnieren, sowohl in der Halle als auch auf dem Feld Torschützenkönig bzw. bester Spieler. Dadurch haben sich schon relativ früh viele Bundesligisten für mich interessiert.

 

Sprüche wie:

“Heute musst du uns zum Sieg schießen”; 
“Wenn du heute nicht überragend spielst, wird es schwer”; 
“Von dir wird es heute abhängen” waren an der Tagesordnung. 

 

Diesen Druck übten die Trainer und Betreuer, aber vor allem mein Vater aus. Ich konnte diesem Druck aufgrund meinen extrem guten technischen Fähigkeiten und meinem Ehrgeiz lange standhalten. Nach und nach verspürte ich jedoch immer mehr einen Erwartungsdruck, der sich im Alter von 13-14 Jahren in Versagensangst äußerte. Unbegründet waren die Ängste nicht, musste ich bei schlechten sportlichen Leistungen mit “kleinen bis großen” Strafen und Sanktionen rechnen. Nur bei sehr guten Leistungen hatte ich das Gefühl geliebt und akzeptiert zu werden. Zu der damaligen Zeit war diese Art von Druck normal und ich brauchte diesen Druck auch irgendwie, um meine Topleistung zu bringen.


Bis dahin lief meine Karriere nach Plan und ich war bereits in der Bayerischen Landesauswahl Leistungsträger und Kapitän. In zahlreichen Spielen der “Bayernauswahl” gegen andere Bundesländer könnte ich mit Topleistungen und vielen Toren glänzen. Sowohl im Verein beim Club als auch in der Bayernauswahl lief es sportlich sehr gut. Mit 16 Jahren stand dann das bis dahin größte sportliche Ereignis an, der Bundesländervergleich in der Sportschule Duisburg. In diesem Turnier qualifiziert man sich bei guter Leistung für die Nationalmannschaft. Hier sichteten die Bundestrainer den neuen Kader der Jugendnationalmannschaft.

Hier war die Botschaft seitens der Trainer des Bayerischen Fußballverbandes an mich nicht nur so eine gute Leistung zu bringen, dass ich Nationalspieler werde, sondern ich sollte so spielen und so viele Tore schießen, dass wir den 1. Platz erreichen, da dies seit vielen Jahren nicht mehr realisiert wurde. Für meinen Vater wäre alles andere als eine Berufung zum DFB nicht akzeptabel gewesen, das war klar. Der 1. Platz hätte auch bedeutet, dass die Mannschaft vom BFV auf eine 3-wöchige Reise in die USA eingeladen wird, quasi als Prämie. Leider konnte ich meine Mannschaft nicht zum Titel führen, wir wurden “nur” Platz 3. Persönlich war es für mich jedoch ein voller Erfolg! Ich wurde Torschützenkönig und bester Spieler des Turniers! Mein bisher einziges Ziel und mein großer Traum ging in Erfüllung:

Ich wurde in die Deutsche Jugendnationalmannschaft berufen 

 

Aber der Erfolg währte nur kurz, ich zog mir bei der deutschen Hallenmeisterschaft eine schwere Verletzung zu und brach mir bei einem Zweikampf das Bein: Trümmerbruch im rechten Unterschenkel, was für eine Katastrophe. In einer der wichtigsten Entwicklungsphasen zwischen 16-17 war ich über 1 Jahr verletzt. 2 Operationen, 15 Schrauben und eine Titanplatte im rechten Bein, hunderte von Stunden im Rehazentrum und bei Fitness- und Athletik Coaches später, arbeitete und kämpfte mich wieder an mein altes Leistungsniveau heran. 

So hieß das Motto zu der Zeit: "Wer viel trainiert, wird schon wieder fit und wenn das nicht hilft, noch mehr trainieren.”

Im ersten A-Jugendjahr war ich sportlich wieder der “Alte”, spielte auf sehr hohem Niveau und schoss viele Tore, hatte aber eine starke Angst entwickelt, mein Ziel nicht mehr erreichen zu können. Auch bei guten Leistungen hatte ich immer schlechte und ängstliche Gedanken. Ich muss betonen, dass mich damals NIEMAND nach meiner Psyche oder meiner mentalen Verfassung gefragt hat. Nur die körperliche Fitness und sportliche Leistung waren entscheidend. Der Psyche wurde seitens des Vereins, der Trainer oder im Elternhaus keine Beachtung geschenkt. Mein Problem war aber nicht auf dem Platz Leistung zu bringen, sondern meine mentale Verfassung. 

 

Es wurde immer schlimmer, aber niemand hatte was bemerkt und ich habe mir auch, aus Angst als Schwächling zu gelten, nichts anmerken lassen. Die Versagensängste, der innere und äußere Druck bis hin zu Panikattacken in der Kabine vor dem Spiel waren meine ständigen Begleiter. Ich dachte mir, dass es schon wieder gut wird, wenn ich mein Ziel erreicht habe, Profi zu werden, also machte ich so weiter. Ich spielte eine Top-Saison in der A-Jugend, der damalige Profitrainer hielt große Stücke von mir, sodass ich als A-Jugendspieler “oben” schon mal reinschnuppern durfte.Aber das Schicksal meinte es zu der damaligen Zeit nicht wirklich gut mit mir, was meine sportliche Zukunft betrifft, denn der damalige Trainer der Profis, Hermann Gerland, wurde samt Co-Trainer entlassen, und das kurz vor meiner Vertragsunterzeichnung. Ein neuer Trainer kam, Willi Entenmann, dieser wollte erstmal nur mit erfahrenen Spielern arbeiten, da der direkte Wiederaufstieg höchste Priorität im Verein hat. Ich sollte mich über Topleitungen in der 2. Mannschaft für die Profis empfehlen. Wieder ein Rückschlag, der nicht zur Verbesserung meiner mentalen Verfassung beigetragen hat. Das war nicht das, wofür ich so hart gearbeitet habe und meine komplette Jugend geopfert hatte: 

 

... ein Amateur zu bleiben! 

 

Genau in diesem Zeitraum haben sich meine Eltern scheiden lassen, also war es daheim auch alles andere als harmonisch. Meine sportliche Karriere war gefährdet und meine Familie war kaputt. Die Scheidung hat mich, obwohl ich schon 17 Jahre alt war, sehr getroffen und beschäftigt, nicht zuletzt weil ich mit meiner damals 7 Jahre alten Schwester ein sehr inniges Verhältnis hatte. Rückblickend muss ich sagen, dass alles zusammen einfach zu viel für mich war. Ich dachte mir aber, wenn ich ein Profi werde, so wie es meine Eltern, vor allem mein Vater, von mir erwarteten, dann wird das schon wieder irgendwie werden.
Da der 1.FC Kaiserslautern schon länger Interesse an mir hatte, ging ich für eine Woche als Gastspieler zum Probetraining. Aber schon in der Zugfahrt dorthin war für mich klar, dass ich Nürnberg, aber hauptsächlich meine kleine Schwester, nicht verlassen kann, hat sie unter der Scheidung meiner Eltern ja schwer gelitten. Mein Kopf war nicht in der Lage schwerwiegende Entscheidungen zu treffen. WICHTIG zu erwähnen ist auch, dass es damals nicht wie es heute der Fall ist, schon in der A-Jugend einen Berater zu haben, der sich um solche Entscheidungen kümmert oder den Spieler zumindest berät, was richtig und was falsch ist. Ich habe alles lediglich mit meinem Vater besprochen.

 

Dennoch konnte ich mich zumindest sportlich auf meine Leistung verlassen und lieferte eine sehr überzeugende Woche als Gastspieler. Trainer, Eckard Krautzun, und der damalige Manager attestieren mir eine Topleistung und Fähigkeiten auf sehr hohem Niveau. Mit war also absolut klar, dass ich im Profibereich sportlich mithalten kann, aber mental sah es ganz anders aus. Selbst diese Erfahrung und das Lob der Verantwortlichen haben mich nicht wirklich glücklich gemacht, ich hatte nur negative und unkonstruktive Gedanken bezüglich meiner Zukunft. Mir war klar, dass ich mental nicht in der Lage war, alleine in eine andere Stadt zu ziehen, um dort Fußball zu spielen. Aber mit wem sollte ich darüber reden?

 

Als ich wieder zu Hause war, stand das Gespräch mit den Verantwortlichen des 1.FCN an. Was in meiner damaligen mentalen Verfassung auch nicht schön war. Ich betone nochmals, dass ich zu dieser Zeit keinen Berater hatte, ich saß ALLEINE im Büro des damaligen Managers. Er überzeuge mich nach einem langen Gespräch beim Club zu bleiben, schließlich sei ich doch Nürnberger und ein “Eigengewächs”. Ich werde zu 100% meine Chance bekommen und diese auch nutzen, meinte er. Wir einigten uns und ich unterschrieb für 2 Jahre. Dem 1.FCK sagte ich ab mit der Begründung es beim Club "schaffen" zu wollen. Der 1.FCK wurde ein Jahr später unter Trainer Otto Rehagel übrigens Deutscher Meister. Ich blieb also bei “meinem” Verein und suchte meine Chance. Leider bekam ich diese Chance nicht, da ich mich kurze Zeit später im Training bei einem Zweikampf schwer verletzte:

 

Totalschaden im rechten Knie und wieder Zwangspause!

 

Diese dauerte über 8 Monate mit 3 Operationen. Wieder bei null anfangen, wieder hunderte von Stunden alleine im Rehazentrum, wieder starke körperliche Schmerzen und vor allem wieder der Kampf gegen die zu der Zeit allgegenwärtigen negativen Gedanken. Und auch in dieser sehr langen Zeit bei täglicher professioneller physikalischer Betreuung durch Physiotherapeuten, Lauf-und Athletiktrainer hat niemand nach meinem psychischen Befinden gefragt. Ich habe irgendwann mal durchsickern lassen, dass es mir mental nicht gut geht, aber da hieß es nur: “Das wird schon wieder, wenn du wieder fit bist und spielen kannst, du kennst das doch, wenn man länger verletzt ist!”

 

Nach über 8 Monaten in der Reha und einigen Komplikationen bezüglich der Genesung meines Knies hatte sich der Gedanke, es niemals in den Profifußball zu schaffen, so manifestiert, dass dies mein stärkster Glaubenssatz war, dementsprechend war meine Motivation und mein Wille. Rückblickend betrachtet, hätte auch zu diesem Zeitpunkt eine sportpsychologische Betreuung wahrscheinlich noch eine Wendung- bzw. Veränderung meiner negativen Glaubenssätze erreichen können. Schließlich war der Profisport das einzige was ich immer wollte und hätte auch nach wie vor alles dafür getan.

 

Als ich nach ca. einem Jahr wieder einigermaßen schmerzfrei trainieren konnte, dachte ich mir, ich gehe einen Schritt zurück um endlich einfach wieder befreit Fußball spielen zu können. Ich wechselte damals in die höchste Amateurliga und spielte dort noch 3 Jahre, wobei ich niemals mehr mein fußballerisches Niveau erreicht habe, da ich ständig mit Verletzungen zu kämpfen hatte und meinen Spielrhythmus nie gefunden habe. Darüber hinaus waren Zukunftsängste, Versagensängste, Panikattacken und ein pauschal negatives Mindset meine treuen Begleiter. Im 3. Jahr schließlich verletze ich mich erneut schwer am Knie und nach Anraten meiner damaligen Ärzte sollte ich vom Leistungssport Abstand nehmen, da ich sonst irreparable Schäden im Knie davontragen würde, von den Schmerzen ganz zu schweigen.

 

Schließlich beendete ich mit 23 Jahren meine so verheißungsvolle sportliche Karriere als 
körperliches und seelisches Wrack! 

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